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Vor dreizehn Jahren wunderte ich mich

simone harre

Gab ich den Begriff Glück auf Amazon ein, listeten sich mir mehr als 40.000 Bücher. Ich habe damals eisern durchgezählt… Konnte das sein? Unfassbar! Warum um Himmels Willen gab, gibt es bis heute, derart viele Glücksratgeber? Und wozu? Sind wir alle so unglücklich? Ich fragte mich, was dies über die Menschen aussagt, über ihre Einstellung zum Leben und die Qualität desselben. Auch: Warum der Inhalt dieser Bücher oft so trivial ist, dass Mohnblumenwiesen auf der einen und Kalenderspruch auf der anderen Seite ausreichend zur seelischen Erbauung scheinen. Ich bin sicher, das unschöne Wort „Mitbringsel“ ist eigens für das Glück geschaffen worden. Das Mercy fürs Herz. Und dann steht es da, ausgepackt, nackt, neben Simmel und Kochbuch, mal kurz duchblättert und still vor sich hinweinend. Wer bin ich denn überhaupt und eigentlich? Mag es denken. Was wurde mit mir gemacht? Vielleicht streckt es manchmal noch seine Ärmchen nach einem Leser aus, - hilf mir! -, doch zumeist schämt es sich und drückt sich in die letzten Ecken der weißen Buchseiten, duckt sich hinter den roten Mohn und kann nicht begreifen, wo sie sind, die deutschen Dichter und Denker. … Ja wo?


Das Schluchzen des Glücks rührte mich. Von da an begann ich zuzuhören, zu interviewen, die Lebensläufe der Menschen zu studieren und zu porträtieren. Ich wollte wissen, wie bringt man sich über Hürden, was gibt Kraft. Wo ist der Gral der Resilienz? Kurz: Wie konnte man dem Begriff seine Würde zurück geben. Ist es doch ein wunderschöner und wichtiger Begriff. Ich sah anfangs die Aneignung von „Glück“ als individuell. Denn so waren die Aussagen der Interviewten. So ist die Haltung der meisten zum Leben. Individuell. Vom Wir keine Spur. Ich sah die Dominanz des Unglücks als Katalysator des Glücks und wenn Geist da war, Chancen aus Unglück Gold zu spinnen. War Unglück das eigentliche Glück? Welcher Begriff könnte das Glücks ersetzen? Gebt mir ein Synonym. Das Glück braucht eine Atempause vom Konsum. Doch nichts in Sicht. Das Glück weint noch immer. Inzwischen weint es nicht mehr nur um sich, auch um all jene, die um seinen Wert betrogen werden. Es weint über den fortgeschrittenen Markt der Speaker, die auf Bühnen schreien und die Bedürftigkeit der Menschen mit manipulativen Motivationssprüchen in neue Hamsterräder pferchen. Und ich bin traurig, traurig, dass wir, egal, ob materialistisch oder sinnsuchend, im Modus der Lemminge bleiben, anstatt selbst zu fühlen, wer wir sind, sein können.


Ja klar, auch ich möchte euch gerne sagen wie das mit dem Glück geht.


Doch wie? Glück ist für mich inzwischen kein individuelles Thema mehr. - Die Wege mögen unterschiedlich sein. Die Türchen zur Erfahrung von Glück öffnen sich persönlich und meist unerwartet. Aber dann: Glück ist Glück. Wenn’s passt. Das Embodiment. Wenn ich nicht mehr frage.- Vor allen Dingen ist es kein Thema im Sinne der Selbstoptimierung, eher eines des Loslassens, auch der Arbeit. Was kein Paradox ist. Es ist eines, das aus eurem Ich zum Selbst erwacht und zum Wir streben sollte, zur Identität und zur Integrität, so oft missverstanden. Glück ist kein yeahmegahappyallthetime. Das Locken mit lauten

Versprechungen und den drei schnellen Tipps für ein ideales Leben erzeugt in mir Übelkeit. Ist wie Instagram auf Droge. Das ist nicht Glück. Nur Umkehrung von Stress in neuen Stress. Glück, Leute, ist kein Zwang, kein Trend, kein Wettbewerb, und es lässt sich nicht finden. Besonders nicht bei Anstrengung. Glück braucht Haltung und Übung, (wie die Liebe), ist einfach und schwer zugleich, je nachdem wo ich stehe, wie ich sehe, es ist, was es ist, wenn ich nicht mehr suche, und es ist, was ich spüre, wenn ich noch spüre, wenn ich es vergesse, weil ich es fixiere… davon handelt dieser Blog…


Was ist Glück? Wer bin ich?


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