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Kamillas Wooow!

Ein Glücksbeitrag von Kamilla Jancikova

Glück ist eine Lücke


Diese Lücke befindet sich zwischen dem Einhauch und Aushauch. Es gibt dort eine klitzekleine Pause und in dieser Pause erleben wir Ewigkeit. Wenn man mit dem Atem arbeitet, kann man in dieser Lücke einen wahren Schatz entdecken. Die Pause kann man verlängern, genießen und vor allem wahrnehmen lernen. Sie verankert uns im Jetzt. Und das ist Glück. Den jetzigen Moment zu spüren, ohne irgendwelche Ablenkung. Die Leere ist eigentlich Fülle und erfüllend ist dieses Gefühl. Oft muss ich lächeln. Ganz intuitiv. Ich fühle tiefe Verbundenheit mit mir und mit dem Leben.

Das ist Glück. Ich bin nur.

Ich bin nur, auch wenn ich um die Wette mit dem Wind renne. Jede Zelle in meinem Körper ist kurz vor Explosion, so lebendig fühle ich mich. Seit ich erinnern kann, hatte ich oft dieses spontane Bedürfnis, dass ich rennen muss. Ohne irgendwelchen Grund. Nur so. Weil ich das in diesem Moment unbedingt brauche. Es war wunderbar, falls ich gerade auf einer Wiese war. Ich streckte meine Arme aus und lief bergab.

Das ist Glück. Freiheit.

Ich tauche oft in die Kunstwelt ein. Lasse die Farben auf mich wirken, bewundere die Architektur oder die präzise Bearbeitung verschiedenster Materialien. Letztes Jahr in Barcelona konnte ich es kaum aushalten. Eine Woche lang spazierte ich rund herum in der Stadt und voller Begeisterung wiederholte ich ständig nur „Wooow“.

Die filigranen Fassaden und die bunten Farben waren wie ein Puzzle, von dem ich immer wieder ein neues Stück entdeckte. Ach, du denkst, du hast schon alles gesehen? Geh mal eine andere Richtung ins Hotel als gewöhnt. Ein Paradies eröffnet sich vor deinen Augen. Das ist Glück. Genius Loci. Oben auf dem Dach von La Pedrera in der größten Hitze dankbar sein.

Jeden Frühling freue ich mich auf zwei Sachen: Die Kirschblüten und mein Fahrrad. Die Kirschblüten haben etwas Magisches und Verführerisches und ich kenne mittlerweile eine ganze Menge von Orten in der Stadt, von die Kirschbäume wachsen. Und dann nehme ich mein Fahrrad und fahre in den Wald bei der Donau. Zu bestimmter Zeit während des Tages hat er eine ganz spezifische Intensität der Farben, als ob die Bäume gemalt wären. Ich rase durch, stoppe, denn Rind durchquert den Weg. Dann biege ich um und durch dichtes Gebüsch lande ich am Strand. Der Sonnenuntergang hat die dunkelste Orange, die ich je gesehen habe. Dort am Fluss sitzend erinnere ich mich an Vasudeva und Siddharta.

Das ist Glück. Von dem Fluss lernen.

Und den Sonnenuntergang beobachten.

Das ganze Jahr lang verliere ich mich sehr gerne in der Stadt, wo ich lebe. Habe meine Strecken und Lieblingsorte und irgendwie sind sie immer neu. Ich liebe den Dschungel in der Stadt mittendrin. Überall gibt es Schaukeln. Ich setze mich hin und schaukle gleich in die Kindheit zurück. Das ist pures Glück. Muss immer auch voller Freude dabei schreien. Still kann ich einfach nicht schaukeln. Mit Schaukeln kenne ich mich übrigens auch sehr gut aus. Habe eine Tour de Schaukeln… Und dann spaziere ich auf den Wegen und Umwegen.

Das ist Glück. Gehen und die Augen offenhalten.

Im Sommer muss ich in den Bergen den Himmel anfassen. Ich trage sie in meinem Herzen nicht nur deswegen, dass ich dort geboren wurde. Berge sind Demut und Verbundenheit mit der Natur. Ich bin eine Träumerin. Professionell könnte ich träumen, tagsüber und nachts. So ich gehe und gehe, fühle die Wärme der Felsen und Steine, bis ich am Gipfel ausruhe und der Blick von oben erinnert mich daran, dass ich ein Teil des Großen Ganzen bin.

Das ist Glück. Ein Abbild und Teil der Natur sein. Glück ist, den Wellen zuzuhören. Sich die Geschichten von weiten Fernen erzählen lassen. Dort am Meer habe ich letztes Jahr die Wunden geheilt und Vertrauen gewonnen. Dort am Meer habe ich den Zugang zu meiner Kreativität wiedergefunden. Dort am Meer habe ich die Verbindung erneuert. Zu mir selbst.

Glück ist auch, den Nahtod zu überleben. Die zweite Chance zu bekommen. Glück ist auch zu verstehen, dass die Seele ewig ist. Sie wohnt nur in unserem Körper für eine bestimmte Zeit und dann siedelt sie um. Sie kann aus dem Körper aussteigen und sich bewusst entscheiden, ob sie zurückkehrt oder im Licht sich dann einen anderen Körper aussucht.


Glück ist auch, beim Yoga von einer Haltung in die andere zu fließen. Den Körper zu verstehen, respektieren, lieben. Glück ist, im Einklang mit der Natur zu leben.

Und Glück ist, wenn man sich nicht einsam fühlt. Glück geht vom Innen aus, sagt man. Aber ohne andere Menschen wäre es kein Glück.


Von allen Menschen, die ich kenne und liebe, erwähne ich ein kleines Mädchen: Meine Nichte. Glück ist, wenn wir zusammen im Schneesturm einen Spaziergang machen. Diskutieren über heiße Schokolade und Engel, die wir im Schnee zusammen machen werden. Nehmen dann die Schlitten und gehen zum kleinen Hügel zwischen den Wohnhäusern. Oder wenn wir im Sommer zusammen in der Fontane tanzen. Eis essen und Wasserfälle in der Hohen Tatra entdecken. Wenn wir Hände halten und Geschichten ausdenken.


Glück ist in der Poesie (des Lebens).

Glück ist, am Leben zu sein.

Das ist alles.

Fließe und genieße. Halte dein Herz offen.

Guck in jede Lücke rein. Dort überall findest du es.

Namasté und viva la vida!


Über die Autorin:

Kamila Jancikova kommt aus der Slowakei und lebt in Bratislava. Sie ist selbstständige Lektorin für Fremdsprachen, unterrichtet Englisch und Deutsch. Sie ist außerdem auch zertifizierte Yoga Instruktorin und Ayurveda Lifestyle Begleiterin, schreibt Poesie und liebt das Leben per se. Sie ist auf LinkedIn unter ihrem Namen zu finden.


www.simoneharre.com

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